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Ist Photovoltaik mit Ost-West-Ausrichtung vorteilhaft?


Letztes Update: 19. März 2023

Lesedauer: 7 Minuten

Jens Burkhardt Autor Echtsolar

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Letztes Update: 19. März 2023
Jens Burkhardt Autor Echtsolar

Dieser Artikel handelt von Photovoltaik auf Ost- und Westdächern. Es werden alle relevanten Fragen beantwortet. Unter anderem wird erklärt, wie hoch die Erträge ausfallen, ob sich das finanziell lohnt und worauf geachtet werden muss.

Auf einen Blick: Vorteile und Nachteile von der Ost-West-PV-Anlage

Vorteile

  • Gleichmäßigere Stromproduktion    
  • Mehr Module passen auf das Dach   
  • Höherer Eigenverbrauchsanteil
  • Höhere Flächeneffizienz
  • Günstiger in der Anschaffung (pro kWp)
  • Hohe Eigenverbrauchsquote ohne Batterie
  • Gut geeignet für Flachdächer

Nachteile

  • 15-25 % niedrigerer spezifischer Ertrag 
  • Nicht optimal für steile Dachneigungen
  • Gesamtkosten höher

Was ist überhaupt eine Photovoltaikanlage mit Ost-West-Dach?

Eine Ost-West-PV-Anlage ist ein Solardach mit zwei Teilanlagen. Die installierten Solarmodule befinden sich sowohl auf dem West- als auch auf dem Ostdach. Man spricht dabei auch von einer beidseitigen Modulbelegung.

Lohnt sich Photovoltaik bei Ost-West Ausrichtung?

Eine PV-Anlage mit Ost-West-Ausrichtung erzielt zwar etwa 20 % weniger Ertrag als ein Süddach, jedoch erhöht die gleichmäßigere Energieproduktion den Eigenverbrauch und trägt zur Netzentlastung bei. Trotz geringerer Spitzenleistung kann sich eine Ost-West-Ausrichtung aufgrund der höheren Flächeneffizienz und reduzierten Systemkosten lohnen.

Bevorzugt werden Photovoltaikanlagen auf Dächer mit Südausrichtung montiert, weil dies die optimale Dachausrichtung ist. Allerdings sind die meisten Hausdächer nicht exakt nach Süden ausgerichtet, sondern haben eine gewisse Abweichung oder haben eine Orientierung nach Ost und West.

Klar ist, dass sich die meisten Ausrichtungen lohnen, obwohl diese nicht ideal sind.

Ost-West-Photovoltaikanlagen lohnen sich, weil:

Die Stromproduktion ist gleichmäßiger im Tagesverlauf verteilt: aufgrund des Sonnenverlaufs wird am Morgen (Ost) und am Abend (West) mehr Strom erzeugt. 

Gegen Mittag werden beide Dachseiten teilweise von der Sonne bestrahlt, sodass im Mix eine verbesserte (flache) Leistungskurve der Solaranlage entsteht. Der Vorteil besteht im höheren Eigenverbrauchsanteil, was wirtschaftlich positiv zu bewerten ist.

Der spezifische Ertrag einer PV-Anlage mit Ost-West-Belegung fällt etwa 15 bis 25 % niedriger, als bei einer vergleichbaren Südanlage aus. Doch das ist verkraftbar, weil dafür die Gesamtleistung der Solaranlage steigt.

Wenn nur die Südseite eines Walmdachs oder Satteldachs mit Solarpanels belegt wird, ist die zur Verfügung stehende Dachfläche stark begrenzt.

Beidseitige Belegung von Ost- und Westseite mit Photovoltaik-Modulen

Beidseitige Belegung von Ost- und Westseite mit Photovoltaik-Modulen

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Dagegen kann bei einer Ost-West-Ausrichtung viel mehr Photovoltaik-Leistung auf dem Dach installiert werden, schließlich werden zwei Dachseiten ausgeschöpft. Für den durchschnittlichen Einfamilienhausbesitzer lohnt sich eine PV-Ost-West-Anlage daher mehr als eine PV-Südanlage.

Ein weiterer Vorteil für den Anlagenkäufer besteht darin, dass der benötigte Wechselrichter kleiner dimensioniert werden kann. Da die Spitzenleistung im Vergleich zur herkömmlichen Montageart geringer ausfällt, kann der Wechselrichter mit einer um etwa 20 Prozent reduzierten Leistung eingesetzt werden. Das reduziert die Anschaffungskosten.

Der Wechselrichter für die Kombination aus Ost- und Westdach sollte dennoch mindestens 2 MPP-Tracker haben.

Gut zu wissen: Die Photovoltaik-Ost-West-Anlage entlastet die Netzstabilität, da weniger Strom zur Mittagszeit ins öffentliche Stromnetz eingespeist wird. Dies unterstützt auch das Fortschreiten der Energiewende.

Ost-West PV-Anlagen sind günstiger in der Anschaffung

Der Kauf einer Photovoltaikanlage wird kostengünstiger, je mehr Solarmodule installiert werden. Einige zusätzliche Solarplatten verursachen keinen großen Mehraufwand. Wenn sowohl die Ost- als auch die Westseite belegt werden, können 10 bis 20 kWp an Solarleistung montiert werden. Die Preise sollten dabei um 5 bis 14 Prozent niedriger ausfallen.

Die meisten Haushalte entscheiden sich für ein Komplettpaket aus Photovoltaik und Stromspeicher, um mehr Strom selbst zu verbrauchen. Bei einer Ost-West-Anlage ist der Batteriespeicher nicht zwangsläufig notwendig, weil generell eine hohe Eigenverbrauchsquote erzielt wird.

Wie hoch ist der Ertrag einer PV-Anlage mit Ost-West-Ausrichtung?

Der Stromertrag einer PV-Anlage hängt hauptsächlich von der Ausrichtung und Neigung des Daches ab. Die Südausrichtung liefert den höchsten Ertrag, während die Ost- oder Westausrichtung zwischen 80 und 95 Prozent des theoretischen Maximums erzielt. 

Bei exakter Ausrichtung der Module nach Osten oder Westen werden etwa 800 kWh pro kWp jährlich erzeugt. Bei einer Solaranlage mit einer Leistung von 10 kWp entspricht das rund 8.000 kWh.

In der folgenden Tabelle sind die durchschnittlichen Jahreserträge von PV-Anlagen mit Ost-West-Ausrichtung zu sehen:

Dachausrichtung

Dachneigung

Jahresertrag

Ertrag Ostseite

Ertrag Westseite

Ost-West

25°

833 kWh/kWp

833 kWh/kWp

833 kWh/kWp

35°

807 kWh/kWp

807 kWh/kWp

807 kWh/kWp

45°

775 kWh/kWp

775 kWh/kWp

775 kWh/kWp

Südost-Nordwest

25°

825 kWh/kWp

946 kWh/kWp

704 kWh/kWp

35°

792 kWh/kWp

949 kWh/kWp

635 kWh/kWp

45°

755 kWh/kWp

936 kWh/kWp

573 kWh/kWp

Südwest-Nordost

25°

825 kWh/kWp

704 kWh/kWp

946 kWh/kWp

35°

792 kWh/kWp

635 kWh/kWp

949 kWh/kWp

45°

755 kWh/kWp

573 kWh/kWp

936 kWh/kWp

Wie in der Tabelle zu erkennen ist, liegt der zu erwartende Jahresertrag einer doppelseitigen PV-Anlage auf einem Ost-West-Dach zwischen 755 und 833 kWh pro kWp. Die Daten können Sie selbst mit unserem Photovoltaik-Ausrichtung-Rechner nachvollziehen.

Ein interessanter Zusammenhang wird in der Tabelle deutlich: Je niedriger der Neigungswinkel einer Solaranlage mit Ost-West-Ausrichtung, desto mehr Strom wird erzeugt. Der optimale Winkel liegt hier theoretische bei 0°. Das gleiche Phänomen ist, gilt auch für Photovoltaikanlagen auf der Nordseite.

Zum Vergleich: Bei Solaranlage mit Südausrichtung liegt der optimale Neigungsgrad zwischen 30 und 35 Grad.

Wussten Sie schon?

Der tatsächliche Ertrag der PV-Anlage hängt neben Ausrichtung und Neigung von weiteren Einflussfaktoren ab. Die geografische Lage ist entscheidend: Überall auf der Welt scheint die Sonne im Durchschnitt unterschiedlich stark. Weiter südlicher ist die eintreffende Sonnenenergie pro Quadratmeter, höher als im Norden.

Besonders gut für Flachdach geeignet: Ost-West-Montagesysteme

Auf dem Flachdach gelten andere Regeln, als auf dem Schrägdach. Die Solarmodule werden normalerweise nicht flach auf das Dach montiert, sondern mithilfe eines Montagesystems aufgeständert. 

PV-Montagesysteme mit Ost-West-Ausrichtung erweisen sich auf Flachdächern als besonders vorteilhaft. Durch die Ost-West-Ausrichtung kann die verfügbare Dachfläche effizienter genutzt werden, da die Abstände zwischen den Modulreihen gering gehalten werden können.

Ein zusätzlicher Pluspunkt der Ost-West-Doppelaufständerung ist ihre ausgezeichnete aerodynamische Eigenschaft, wodurch nur eine minimale Beschwerung erforderlich ist.

Dieses Konzept eignet sich beispielsweise hervorragend für eine PV-Anlage auf einem Garagendach.

Ost-West Flachdach-Photovoltaik-System

Ost-West-Flachdachsystem

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