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Photovoltaik auf der Nordseite – Lohnt sich das?


Letztes Update: 19. März 2023

Lesedauer: 10 Minuten

Jens Burkhardt Autor Echtsolar

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Letztes Update: 19. März 2023
Jens Burkhardt Autor Echtsolar

Photovoltaik auf der Nordseite erzeugt 30 bis 40 Prozent weniger Solarstrom als eine durchschnittliche Photovoltaikanlage unter optimalen Bedingungen. Es gilt: je geringer die Dachneigung, desto mehr Ertrag. Bei diffusem Licht produziert ein PV-Norddach ähnliche Energie pro m² wie andere Dachseiten.

Viele Menschen glauben noch immer, dass sich eine PV-Anlage nur bei einem Süddach lohnt. Es stimmt, dass die Stromerzeugung gen Süden optimal ist. Allerdings reicht die Solarenergie auf anderen Dachseiten für eine gute Rendite aus. Auch unter dem Aspekt des Umweltschutzes wäre es unsinnig, Dächer mit einer Ausrichtung nach Norden, Osten oder Westen nicht mit Modulen zu bestücken.

PV Anlage bei Sonne

Steile Norddächer sind weniger gut für eine PV-A geeignet.

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Im Jahr 2023 ist der Eigenverbrauch der Photovoltaikanlage sehr wichtig, da die Strompreise stetig steigen. Die Einspeisevergütung ist zwar wieder etwas gestiegen, dennoch lohnt sich vor allem der selbst verwendete Solarstrom.

Die meisten Haushalte sind am Mittag, wenn die Sonne die meiste Energie liefert, nicht zu Hause. Die hohen elektrischen Ströme können so kaum selbst verbraucht werden, und ein Großteil davon muss eingespeist werden.

Der Ertrag einer PV-Anlage auf dem Norddach fällt allgemein eher gering aus. Allerdings kann die Belegung der Nordseite zu einer höheren Eigenverbrauchsquote führen. Das führt wiederum zu einer verbesserten Wirtschaftlichkeit der Solaranlage.

Jetzt schauen wir uns die Nordseite einer Photovoltaikanlage im Detail an:

Wie hoch sind die PV-Erträge auf dem Norddach?

Generell sind die Erträge einer PV-Anlage abhängig von diversen Faktoren:

  • Der Standort. Im Norden ist die Globalstrahlung geringer als im Süden. Die Sonnenenergie ist also schwächer.
  • Die Dachneigung, bzw. dem Neigungswinkel der Solaranlage.
  • Photovoltaik-Ausrichtung oder Azimut - in welche Himmelsrichtung zeigen die Solarmodule. Die Nordseite vom Hausdach liefert die schlechtesten Erträge.
  • Schatten oder Verschmutzung auf der Anlage.
  • Der Wirkungsgrad vom Wechselrichter.

Wie wir sehen, kann die Frage nach erzeugten Strommenge eines Norddachs nur mit einem "es kommt darauf an" beantwortet werden. 

Für einen besseren Überblick schauen wir uns jetzt eine Vergleichstabelle mit typischen Erträgen der Photovoltaik-Nordseite an.

Nennleistung PV-Anlage

Ausrichtung

Neigung

Verluste (zum Optimum)

Ertrag pro Jahr

10 kWp

Nord

35 °

39,5 %

6500 kWh

7 kWp

Nord-Ost

40 °

41,5 %

4095 kWh

12 kWp

Nord-West

10 °

19,7 %

9636 kWh

8 kWp

Nord

0 °

13,5 %

6920 kWh

5 kWp

Nord

90 °

71,3 %

1435 kWh

Wie in der Tabelle zu sehen ist, spielt die Dachneigung für den Ertrag der Photovoltaikanlage eine große Rolle. Je flacher das Dach, desto eher lohnt sich eine PV-Anlage mit Nordausrichtung. Daher ist eine PV-Anlage auf dem Flachdach, mit leichter Neigung nach Nord sehr gut geeignet. 

Bei einem sehr steilen Aufstellwinkel vom Solarpanel (z.B. an der Fassade oder am Balkon), können Verluste bis zu 75 Prozent entstehen.

Photovoltaikanlage auf der Nordostseite

Eine PV-Anlage auf der Nordostseite bringt rund 8 Prozent mehr Ertrag als die reine Nordausrichtung, wenn die sonstigen Voraussetzungen (z.B. Neigungswinkel) gleich sind. 

Das Nordostdach liefert die besten Erträge direkt am Morgen.

Flachdach mit Solarmodulen belegt

Flachdach eignet sich gut

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Wenn der Energieverbrauch in diese Zeit verschoben wird, lässt sich das Maximum dieser Anlage herausholen. 

Dazu ist es empfehlenswert Großverbraucher, wie Spülmaschine oder die Waschmaschine direkt nach dem Aufstehen einzuschalten.

Solaranlage auf der Nordwestseite

Das Solardach mit einer Nordwestausrichtung erzielt statistisch gesehen die gleichen Ergebnisse, wie die Nordostseite.

In unseren Breitengraden kommt der Wind meistens von Westen. Das ist im Sommer von Vorteil, weil die Solarmodule durch die Luft besser abgekühlt werden. Der Wirkungsgrad steigt leicht an.

Photovoltaik Nord-Süd Ausrichtung

Oftmals wird das Hausdach nicht nur einseitig, sondern beidseitig mit Solarmodulen belegt. Neben der Ost-West-Ausrichtung ist auch die Kombination aus Nord- und Süd-Ausrichtung für die PV-Anlage eine mögliche Option.

Wenn sowohl die Nord- als auch die Südseite für die Photovoltaikanlage genutzt werden, liegt der spezifische Ertrag bei etwa 750 bis 800 kWh pro kWp

Dieser Wert ist durchaus akzeptabel, insbesondere wenn ein hoher Solarstromverbrauch angestrebt wird, um eine größere Unabhängigkeit vom Stromanbieter zu erreichen oder ein Elektroauto regelmäßig aufzuladen.

Photovoltaik-Rechner für die Nordseite

Rechner Nordseite Photovoltaik

© Echt Solar

Weil jedes Dach andere Voraussetzungen hat, habe ich einen Photovoltaik-Neigungswinkel-Rechner konzipiert. Diesen finden Sie hier.

Damit lässt sich der voraussichtliche Ertrag der Solaranlage auf der Nordseite in Deutschland berechnen.

Um zu dem richtigen Ergebnis zu kommen, benötigt es einen Input von 4 Kennzahlen. Das sind:

  • Der Neigungswinkel
  • Dachausrichtung
  • Größe bzw. Leistung des PV-Generators in kWp
  • Die Globalstrahlung (Durchschnitt in Deutschland ist 1000 Watt pro Quadratmeter)

Haben Sie bereits ein Angebot für ihre Photovoltaikanlage erhalten? Prüfen und vergleiche Sie die Ertragsprognose vom Anbieter mit dem Ergebnis aus dem Rechner. Oftmals werden unrealistischen Zahlen präsentiert.

Welche PV-Module für Nordseite?

Bei der Auswahl der besten Solarmodule für die Nordseite des Hausdachs sollten einige Faktoren beachtet werden. Solarpanels mit hohem Wirkungsgrad helfen, den möglichen Stromertrag zu erhöhen, da die verfügbare Fläche begrenzt ist. Monokristalline PV-Module sind in der Regel leistungsstärker als polykristalline Module.

Da die PV-Anlage mit Nordausrichtung nur wenig direktes Sonnenlicht erhält, ist ein gutes Schwachlichtverhalten der Solarmodule wichtig. Allerdings ähneln sich moderne Module in dieser Hinsicht stark, und es gibt keine Zelltechnologie, die sich besonders stark von der Konkurrenz abhebt.

Auf der Nordseite erwärmen sich die Solarmodule weniger, da sie weniger direktem Sonnenlicht ausgesetzt sind. Auch die Dachziegel werden sich weniger erhitzen.

Die Solarzellentemperatur ist im Durchschnitt deutlich geringer, was einen Vorteil für den Wirkungsgrad und die Leistung der Module mit sich bringt. Auf einem Norddach können daher auch PV-Module mit einem "schlechteren" Temperaturkoeffizienten von -0,37 %/°C und höher eingesetzt werden, was die Kosten reduzieren kann.

PV-Nordseite im Winter

Photovoltaikanlagen erzeugen im Winter weniger Strom, das trifft auch auf Norddächern zu. Jedoch fallen Leistungsschwankungen im Jahresverlauf im Vergleich zu Anlagen mit Südausrichtung weniger stark aus. Dadurch kann eine gewisse Stabilität in der Stromproduktion erreicht werden, die insbesondere bei der Planung des Eigenverbrauchs von Vorteil sein kann.

Im Winter produzieren Photovoltaikanlagen generell weniger Strom, speziell im Dezember und Januar, wenn die Energieausbeute aufgrund der saisonalen Bedingungen stark abnimmt.

Während der Wintermonate steht die Sonne niedrig am Horizont, und die durchschnittliche Anzahl der Sonnenstunden liegt bei weniger als zwei Stunden pro Tag. Daher spielt die Diffusstrahlung in dieser Zeit eine entscheidende Rolle, während die Direktstrahlung nur einen geringen Einfluss auf die Solarstromerzeugung hat.

Da PV-Anlagen mit Nordausrichtung generell wenig Direktstrahlung erhalten, kann man annehmen, dass der Unterschied zwischen den Jahreszeiten bei Norddach-Anlagen weniger stark ausgeprägt ist.

Unter welchen Bedingungen lohnt sich PV auf dem Norddach?

Im Artikel konnten Sie bisher feststellen, dass sich die Nordseite durchaus lohnen kann, trotzdem muss es nicht zwangsläufig auch bei ihrem Dach so sein.

Wann lohnt sich Photovoltaik auf dem Norddach nicht?

  • Sie haben noch andere Dachflächen, z.B. eine Südseite zur Verfügung. Generell gilt: nutzen Sie zunächst die beste Dachseite aus. Ist diese voll, kann die Nordseite substituiert werden.
  • Falls der Eigenbedarf an Strom niedrig ist. In diesem Fall wird die Rendite eher gering ausfallen.
  • Sie haben kein Eigenkapital zur Verfügung und wollen einen Photovoltaik-Kredit nutzen. Die Zinsen fressen ihre aufgrund der geringen Erträge Ihr Gewinne auf.
  • Sie wollen die Photovoltaikanlage mieten, anstatt zu kaufen. Die monatliche Pacht ist für so ein Dach einfach zu hoch.
  • Der Neigungswinkel vom Norddach ist sehr steil (über 40°). Mit steigendem Winkel vermindern sich die Ergebnisse.

Wann lohnt sich Photovoltaik mit Nordausrichtung?

In den meisten Fällen lohnt sich die Nordseite für eine Solaranlage, insbesondere wenn auch im Winter genug Solarstrom vorhanden sein soll. Ein zusätzlicher Stromspeicher kann bei einem reinen Norddach sinnvoll sein.

Meiner Erfahrung nach rüsten viele Anlagenbesitzer irgendwann auf und erweitern die bereits vorhandene Solaranlage. Noch vorhandene freie Flächen, wie z.B. vom Norddach, oder von der Garage, werden mit PV-Modulen belegt. 

Um Kosten zu vermeiden ist es empfehlenswert das schon vor der Installation zu bedenken und mit dem Solarteur abzusprechen.

Sind Sie bereit für eine eigene Photovoltaikanlage (auf dem Norddach)? Dann füllen Sie das nachfolgende Formular aus und erhalten Sie 2 bis 5 Angebote von Photovoltaik-Anbietern aus der Umgebung. Der Service ist kostenlos und unverbindlich.


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  1. Dachneigung: 30* Fläche. ca 30.m2,. Gegenüber befindet sich ein Haus, das evtl. mit seiner weißen Wand das Licht zu uns reflektieren kann. bringt das etwas am Ertrag?

    1. Hallo Jochen,

      reflektierte Einstrahlung kann sicher einen kleinen Zusatzertrag bringen, aber der wird wohl maximal im einstelligen Prozentbereich liegen. (zum Recherche empfehle ich das Thema: Albedo).

      LG Jens

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