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Photovoltaik-Amortisation berechnen und verstehen


Letztes Update: 26. Juni 2022

Lesedauer: 10 Minuten

Jens Burkhardt Autor Echtsolar

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Letztes Update: 26. Juni 2022
Jens Burkhardt Autor Echtsolar

Bei der Anschaffung einer PV-Anlage stellt sich irgendwann die Frage, ob sich diese Investition überhaupt lohnt. Die Amortisationsdauer einer Photovoltaikanlage ist ein geeignetes Maß, um die Wirtschaftlichkeit vom Projekt einzuschätzen.

Was ist die Amortisation einer Photovoltaikanlage?

Die Photovoltaik-Amortisation gibt an, nach wie vielen Jahren die Anschaffungskosten einer PV-Anlage wieder reingeholt sind. Anders ausgedrückt: Die Dauer bis das gesamte Kapital der Investition in Photovoltaik zurückgeflossen ist. 


Die durchschnittliche Amortisationsdauer beträgt 8 bis 13 Jahre. Die größten Einflussfaktoren sind der Jahresertrag, die Eigenverbrauchsquote und die Investitionskosten der Solaranlage.

Amortisationsdauer Photovoltaik

Amortisationszeit von Photovoltaikanlagen in Jahren

© eigene Darstellung

Der Unterschied zwischen Rendite und Amortisation

Häufig wird die Eignung einer Investition anhand der Rendite der PV-Anlage gemessen. Wichtig zur Berechnung der Rendite sind folgende Faktoren:

  • Gesamtkosten
  • Laufzeit
  • Restwert
  • Einnahmen

Einige dieser Faktoren sind für die Photovoltaikanlage nicht einfach vorauszusehen. Zum Beispiel ist nicht ganz klar, wie die tatsächliche Laufzeit bzw. Lebensdauer ist.

Man könnt zwar die Einspeisevergütung, welche über 20 Jahre gezahlt wird ansetzen, doch das bildet nicht das Gesamtbild ab.

Solarmodule halten deutlich länger (30 bis 40 Jahre). Fragwürdig ist auch, wie sich der Strompreis entwickelt. Genaue Prognosen für die letztendliche Rendite sind nicht möglich. Die Amortisation ist für Photovoltaikanlagen besser geeignet, als die Bestimmung der Rendite.

Die typische Amortisationszeit von PV-Anlagen

Doch mit welchem Wert kann man rechnen? Was ist eine gute Amortisationszeit und was nicht?

Die typische Amortisationszeit einer PV-Anlage beträgt etwa 10 Jahre. Die Kosten sind also komplett wieder drinnen und Sie verdienen jedes Jahr einen Überschuss durch die Einspeisevergütung und sparen an Stromkosten durch den Eigenverbrauch vom erzeugten Solarstrom.

Beim Angebotsvergleich einer Photovoltaikanlage, lässt sich anhand der geschätzten Amortisationszeit schnell überblicken, wie lohnenswert der Kauf wäre.

Amortisationszeit

Bewertung

8 Jahre

super

9 Jahre

sehr gut

10 bis 11 Jahre

gut

12 bis 13 Jahre

befriedigend

14 Jahre

ausreichend

ab 15 Jahre

mangelhaft

Wie beeinflusst ein Stromspeicher die Amortisationszeit?

Der Einfluss des Stromspeichers auf die Amortisation vom Solardach ist meistens leicht negativ. Das muss natürlich von Fall zu Fall betrachtet werden.

Das Ziel eines Batteriespeichers ist die Erhöhung des Eigenverbrauchs, welcher sich finanziell deutlich besser lohnt, als den erzeugten Strom ins öffentliche Netz einzuspeisen.

Allerdings schmälern Umwandlungsverluste das Ergebnis stark. Der Speicher lohnt sich, wenn die Kosten niedrig sind, viele jährliche Zyklen genutzt werden und die Lebensdauer möglichst in Richtung von 20 Jahren geht.

Lohnen sich andere Finanzierungsformen (Kredit oder Miete)?

Nicht immer entscheiden sich Hausbesitzer für den Barkauf. Zwar sind die Preise für Solaranlagen in den letzten Jahren stark gefallen, dennoch entscheiden sich immer mehr Familien für eine Alternative. Die zwei Möglichkeiten sind der Photovoltaik-Kredit und das Mieten der Solaranlage.

Solarkredit

Der PV-Kredit bietet eine gute Möglichkeit zur Finanzierung einer Solaranlage. Theoretisch verschlechtert sich die Amortisationsdauer bei einer Finanzierung. Das liegt am zusätzlichen Zinsaufwand, der bei ca. 2 Prozent pro Jahr liegt

Fraglos muss beachtet werden, das bei Aufnahme eines Kredites viel weniger Eigenkapital eingesetzt wird. Die Eigenkapitalrendite wird deshalb besser, als beim Barkauf ausfallen.

Suchen Sie einen passenden Anbieter? Ich habe hier alle gängigen Photovoltaik-Kredite verglichen.

Miete der PV-Anlage

Die Miete der Photovoltaikanlage macht vieles einfacher. Null Anschaffungskosten und kein großer bürokratischen Aufwand. Das ist ein interessantes Konzept, allerdings ist die Wirtschaftlichkeit der Photovoltaikanlage, im Vergleich zu den anderen Varianten tendenziell schlechter.

Welche Faktoren beeinflussen die Photovoltaik-Amortisation?

Schauen wir uns jetzt alle Faktoren an, die einen direkten Einfluss auf die Amortisation von Photovoltaikanlagen haben.

Der Jahresertrag der Photovoltaikanlage

Der Ertrag einer PV-Anlage gibt an, wie viel kWh Strom im Jahr produziert wurde. Das wiederum ist von einer Vielzahl von Faktoren abhängig. Je höher die Leistung der Photovoltaikanlage, desto mehr Energie wird erzeugt. 

Kalkulation Amortisation und Rendite Photovoltaik

Ertrag & Amortisation berechnen

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Eine Dachausrichtung nach Süden garantiert hohe Erträge, Abweichungen vermindern das Ergebnis. 

Um die Amortisationszeit der Anschaffung zu berechnen, benötigt es eine genaue Prognose vom Stromertrag.

Der Eigenverbrauch von Solarstrom und Stromkosten

Die Stromkosten steigen Jahr für Jahr. Mit dem erzeugten Strom der Anlage lässt sich ein Teil dieser Kosten einsparen. Das Prinzip nennt sich Eigenverbrauch der Photovoltaikanlage

Je höher der Strompreis ist, desto höher wird die Kostenersparnis. Die Amortisationszeit vom Photovoltaik-System verbessert sich.  Die Optimierung von Eigenverbrauch ist deshalb immer sehr ratsam.

Garantierte Einspeisevergütung

Der Großteil vom erzeugten Solarstroms wird automatisch ins Stromnetz geleitet und gemäß dem Erneuerbaren Energien Gesetz vergütet. Die Höhe ist gleichbleibend über die Dauer von 20 Jahren (plus Jahr der Installation). Nach den 20 Jahren muss ein neuer Weg der Monetarisierung gefunden werden.

Der Stromanbieter hat in Deutschland die Pflicht den Strom abzunehmen. Und der Anlagenbesitzer bekommt monatliche Abschlagszahlungen. Die Aktuelle Einspeisevergütung beträgt 7,81 Cent pro kWh. Die Einspeisevergütung wird immer weiter gesenkt.

Anschaffungskosten der Photovoltaikanlage

Die Investitionskosten sind entscheidend. Ist die Anlage sehr hochpreisig, wird die Rendite und Amortisation schlechter werden.

Anbieter für Photovoltaikanlagen rufen unterschiedlich hohe Preise auf, die vor allem regional variieren. Die Kosten werden in Euro pro Kilowatt Peak (kWp) angegeben. Meine Empfehlung ist, das Angebot genau zu überprüfen und mit anderen zu vergleichen.

Aktuell bewegt sich die Preisspanne bei ca. 1000 bis 1400 Euro pro kWp Leistung.

Laufende Kosten 

Die laufenden Kosten einer Photovoltaikanlage können in der Berechnung von Amortisationszeiten berücksichtigt werden, für eine Überschlagsrechnung kann man diese aber weglassen. Für die Wirtschaftlichkeitsberechnung der Photovoltaikanlage sind diese auf jeden Fall von hoher Bedeutung.

Zu den laufenden Kosten zählen:

Generell geht man von einem jährlichen Bedarf von 1 bis 2 Prozent der Investitionssumme aus.

Berechnung der Amortisationsdauer für ihre PV-Anlage

Kommen wir nun zur Berechnung der Photovoltaik-Amortisation. 

Sie benötigen fünf Kenngrößen:

  1. Jahresertrag
  2. Eigenverbrauchsquote
  3. Stromkosten
  4. Einspeisevergütung
  5. Investitionskosten

Berechnung Amortisationszeit:

Amortisation PV-Anlage = Investitionskosten / (jährliche Kapitalrückflüsse - jährliche Kosten)

Wie berechnet man die jährlichen Rückflüsse vom eingesetzten Kapital?

Jährliche Kapitalrückflüsse = (Jahresertrag * Eigenverbrauchsquote * Stromkosten) + (Jahresertrag * Einspeisequote * Einspeisevergütung)

Beispielrechnungen

Schauen wir uns anhand von Beispielrechnungen an, wie schnell sich Photovoltaikanlagen amortisieren.

Beispiel A: 

  • 8 kWp Photovoltaikanlage mit Kosten von 9600 Euro
  • Eigenfinanzierung
  • 30 % vom erzeugten Strom wird selbst verbraucht
  • Aufwendungen (Photovoltaik-Betriebskosten bleiben unberücksichtigt)
  • Inbetriebnahme Januar 2021: Vergütung von 8,16 Cent pro kWh
  • Jahresertrag liegt bei 8000 kWh
  • Stromkosten von 31 Cent je kWh

Berechnung:

Jährliche Kapitalrückflüsse = (8000 * 0,3 * 0,31) + (8000 * 0,7 * 0,0816)

= 744 + 456,96

=1200,96 Euro

Amortisationszeit = 9600 Euro / 1200,96 Euro

= 7,99 Jahre


Beispiel B:

  • 10 kWp Photovoltaikanlage, Investition = 13000 Euro
  • Fremdfinanzierung, 20 Prozent Eigenkapital
  • Tilgung von 5 Prozent, Zinsen von 2 Prozent
  • 80% Einspeisung vom Solarstrom
  • Laufende Kosten von 1 Prozent werden miteinbezogen
  • Inbetriebnahme Januar 2021: Vergütung von 8,16 Cent pro kWh
  • Jahresertrag liegt bei 130000 kWh
  • Stromkosten sind durchschnittlich 31 Cent je kWh

Zunächst benötigen wir die Ausgaben im ersten Jahr:

Tilgungsrate = 13000 * 0,8 * 0,05

= 520 Euro

Die Zinszahlung beträgt im ersten Jahr = 13000 * 0,8 * 0,02

= 208 Euro

Laufende Kosten = 13000 * 0,015

=195 Euro

Aufwendungen erstes Jahr = 520 + 208 + 130 Euro

=858 Euro


Die Einnahmen sehen folgendermaßen aus:

Einnahmen = (10000 * 0,2 * 0,31) + (10000 * 0,8 * 0,0816)

= 620 + 652,8

=1272,8

Die Ausgaben sinken von Jahr zu Jahr um 10,4 Euro, weil mit der bezahlten Tilgung auch die Zinszahlung sinkt. Am besten lässt sich die Rechnung in einer Tabelle darstellen:

Jahr

1
2
3
4
5
6
7

Ausgaben

3523

912,6

902,2

891,8

881,4

871

860,6

Einnahmen

1272,8

1272,8

1272,8

1272,8

1272,8

1272,8

1272,8

Summe (kum.)

-2250,2

-1890

-1519,4

-1138,4

-747

-345,2

67

Nach etwa 7 Jahren ist die Anlage amortisiert. Der niedrige Wert kommt aufgrund vom geringen Eigenkapitalanteil. Bei vollständiger Eigenfinanzierung steigt die Amortisation auf etwa 12 Jahre. 

Ist die Fremdfinanzierung daher immer besser? Das kann man so nicht sagen. Über 20 Jahre wird bei einem Barkauf insgesamt ein höherer Gewinn erzielt (8751 Euro zu 6372 Euro). Natürlich hätten Sie bei der Finanzierung die Möglichkeit, die nicht eingesetzten 10400 Euro (0,8 * 13000) anderweitig anzulegen.

Die Energetische Amortisation von Solaranlagen

Die Photovoltaikanlage ist nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht interessant. Die zur Verfügung stehenden Dachflächen von Einfamilienhäuser eignen sich gut für die klimafreundliche Erzeugung von Strom.

Kritiker prangern oft an, dass die aufgewendete Energie von der Herstellung erst einmal wieder hereingeholt werden muss. Aber ist das wirklich so?

Die energetische Amortisationszeit einer Photovoltaikanlage gibt an, wie lange es dauert, bis die verbrauchte Primärenergie bei Herstellung, Transport und Installation ausgeglichen ist. In der Summe haben sich die Solarmodule und die gesamte Anlage innerhalb von 2 bis 3 Jahren energetisch amortisiert.

Fazit - lohnt sich eine Photovoltaikanlage?

Ja, auch im Jahr 2022 lohnt sich der Kauf einer Photovoltaikanlage. Bei der Investition in Photovoltaik sollten Sie für ihren Fall genau prüfen, wie lange es bis zur Amortisation dauert. 

Beziehen Sie alle Fakten mit ein, bekommen Sie eine realistische Vorstellung von Einnahmen, Ausgaben und Gewinn.

Im Vergleich zur Solarthermie, welche eine Amortisationszeit von 15- bis 20 Jahre hat, ist eine PV-Anlage für die meisten Häuser geeignet.


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