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Indach-Photovoltaik: der große Ratgeber [2023]


Letztes Update: 5. April 2023

Lesedauer: 11 Minuten

Jens Burkhardt Autor Echtsolar

Lesedauer: 11 Minuten

Letztes Update: 5. April 2023
Jens Burkhardt Autor Echtsolar

In diesem Ratgeber werden alle wichtigen Daten und Informationen, wie Vor- und Nachteil und Kosten der Indach-Photovoltaikanlage behandelt.

Was ist Indach-Photovoltaik?

Bei der Indach-Photovoltaik werden PV-Module als Dachhaut eingesetzt. Das Indach-Modul übernimmt hierbei eine Doppelrolle: Es dient sowohl der Energieerzeugung als auch der Dachabdichtung. Das bedeutet, dass die herkömmliche Dacheindeckung teilweise oder vollständig durch die dachintegrierte Photovoltaik ersetzt wird. 

Indach-Module sind witterungsbeständig und können dadurch problemlos eine größere Fläche von Dachschindeln ersetzen, ohne die Schutzfunktion des Dachs zu beeinträchtigen.

Dies ist ähnlich wie bei der Alternative der Solardachziegel, wobei diese jeweils nur einen Dachziegel ersetzen.

Indach-Anlage vs. Aufdach-Anlage

Foto: Vergleich von PV-Indach und PV-Aufdach

© bearbeitet – Ernst Schweizer

Indach-Solarmodule fügen sich eben und gleichmäßig in die Oberfläche des Dachs ein. Die Dachfläche hat überall etwas dieselbe Höhe.

Das Hauptaugenmerk einer Indach-Anlage liegt auf der eleganten Integration der Module in das Gebäudekonzept, sodass sie harmonisch mit der Architektur verschmelzen. Dazu ist ein hohes Maß an Planung und Individualisierung notwendig. 

Im Gegensatz dazu liegt die Aufdach-Anlage über der Dachhaut und soll möglichst standardisiert installiert werden, wodurch sie sich weniger in das ästhetische Erscheinungsbild des Gebäudes einfügt und optisch stärker hervortritt.

Für Indach-Photovoltaikanlagen werden spezielle Montagesysteme benötigt. Je nach Befestigungssystem können gerahmte oder rahmenlose Solarpanels eingesetzt werden. Einige Anbieter von Indach-Systemen erfordern einen gebäudeintegrierten Rahmen.

Vorteile der Indach-Solaranlage

Indach-Photovoltaik bietet im Vergleich zu herkömmlichen Aufdach-Anlagen einen entscheidenden ästhetischen Vorteil, da sie mit fließendem Übergang in die Dachfläche integriert werden kann. Es entsteht ein harmonisches Gesamtbild, das nicht wie ein Fremdkörper auf dem Dach wirkt.

Für ein noch besseres Design gibt es spezielle Indach-Lösungen, wie Dummy- oder Blindmodule, welche an der schrägen Dachseite oder der Dachkehle eingesetzt werden können.

Auch Solarmodule, die sich farblich an das Dachmaterial anpassen, sind möglich. 

Sondermodule Indach-Lösung

Foto: Sondermodule für Indach-Lösung

© Ernst Schweizer AG

Dazu sind diese in verschiedenen Farben wie Anthrazit, Terrakotta, Grün oder Braun erhältlich.

Indach-Solaranlagen sind generell unauffälliger, sodass Projekte auch auf denkmalgeschützten Gebäuden umgesetzt werden können.

Indach-PV-Module haben die gleiche Leistungsfähigkeit wie herkömmliche Aufdach-Module. Es werden die gleichen Solarzellen verwendet. Die Effizienz liegt zwischen 20 und 23 Prozent.

Der einzige Unterschied der Solarmodule besteht im besonderen Rahmen bei der Indach-PV. Bei einigen Systemen werden auch normale Solarpanels verwendet.

Die Haltbarkeit der Indach-Solarplatten liegt bei 30 bis 40 Jahren. Ein Austausch des Moduls ist ohne großen Aufwand möglich.

Bei der Indach-Bauweise ist das Gewicht der PV-Anlage sehr gering und wiegt 35 bis 50 kg/m² weniger als eine Aufdach-Anlage, da ein Teil des schweren Ziegeldachs entfällt. Selbst Dächer mit geringer Traglastreserve können somit von Photovoltaik profitieren, wie beispielsweise beim Rathaus Stuttgart gezeigt wurde.

Bei einem Indach-System wird an Material für die Dacheindeckung gespart, und auch die Montagezeit von Dach und Photovoltaikanlage ist insgesamt geringer.

Daher sind die Kosten für ein neues Dach inklusive PV-Anlage oftmals günstiger als bei einer herkömmlichen PV-Anlage auf dem Schrägdach

PV-Indach-Anlage auf dem Stuttgarter Rathaus

Foto: Sondermodule für Indach-Lösung

© Ernst Schweizer AG

Dies gilt allerdings nur für Neubauten oder Dachsanierungen.

Die Indach-PV-Integration bietet kaum Angriffsfläche für Windböen. Sturmschäden sind nicht zu erwarten. Ähnlich wie Dachziegel werden die Module mit Sturmklammern gegen Abheben aufgrund des Windsogs gesichert.

Gut zu wissen: Es sind keine unangenehmen Geräusche zu erwarten, denn Dichtungs- und Auflagegummis werden eingesetzt, um mechanische Schallerzeugung zu verhindern.

Zudem liegen die Indach-Module mit der Einfassung genau auf der Konterlattung des Dachstuhls. Infolgedessen bietet die Indach-Befestigung eine besonders hohe Stabilität gegenüber mechanischen Strapazen.

Ein weiterer Vorteil der Indach-Photovoltaik ist, dass eine anstehende Dacherneuerung ohne Probleme möglich ist. Dagegen muss bei der Aufdach-Photovoltaik zunächst die gesamte PV-Anlage demontiert werden, um Arbeiten am Hausdach durchzuführen.

Die Indach-Variante von Photovoltaik-Dächern bietet einen guten Wasserabfluss, außerdem funktioniert die Selbstreinigung der Solarmodule durch Regen besonders gut.

Bei der Verwendung von Spezialmodulen zur Indach-Montage entfällt die untere Modulkante. Das ist vorteilhaft, weil sich an dieser Stelle normalerweise leistungsmindernde Verschmutzungen ablagern, vor allem bei geringen Dachneigungen.

Welche Nachteile hat die Indach-Photovoltaik?

Die Indach-Photovoltaik ist für Bestandsdächer mit hoher verbleibender Haltbarkeit weniger geeignet, da sie eine teilweise oder vollständige Demontage der Dachhaut erfordert, einschließlich des Abdeckens von Dachziegeln. Dieser erhebliche Montageaufwand kann zu hohen Kosten führen. 

Zudem ist es wichtig zu beachten, dass je nach verwendetem Montagesystem möglicherweise auch Anpassungen am Dachstuhl vorgenommen werden müssen. In solchen Fällen kann es ratsam sein, alternative Photovoltaik-Lösungen, wie beispielsweise die Aufdach-Montage, in Betracht zu ziehen.

Ein Nachteil von Photovoltaik-Indachsystemen besteht darin, dass sie nicht für alle Dacharten und Eindeckungen geeignet sind.

PV-Flachdächer können grundsätzlich nicht als Indach-Lösung genutzt werden, da die Regeldachneigung bei 22° liegt. 

Wichtig: Nach einigen zusätzlichen Arbeiten an der Dachdichtigkeit können Dächer mit Neigungswinkeln zwischen 10 und 70° für Indach-Module verwendet werden.

typische Indach-PV-Anlage

Foto: typische Indach-PV-Anlage

©  axsun.de

Metalldächer (insbesondere Wellblech), Bitumendächer, Schieferdächer, Reetdächer und Dächer mit Dachbegrünung sind für die meisten Montagesysteme von Indach-Energiesystemen nicht geeignet. Mittlerweile gibt es jedoch auch Indach-Befestigungssysteme, die bei Schiefer-, Bitumenschindel- und Biberschwanzdächern Anwendung finden.

Ein wichtiger Einflussfaktor für die Leistung einer PV-Anlage ist die Temperatur der Solarzelle.

Generell gilt: Mit steigender Temperatur sinken Leistung und Wirkungsgrad, was sich ungünstig auf den Jahresertrag auswirkt.

Aufdach-Anlagen haben zwischen Dach und Modul einen Abstand von etwa 10 cm. Die gute Hinterlüftung der Solarmodule sorgt dafür, dass die Zelltemperatur weniger stark ansteigt als bei Indach-Anlagen, die nur einen geringen Zwischenraum zwischen PV-Modulen und Dachdämmung bieten. Die Luftkühlung ist daher vergleichsweise schlecht.

Auf Jahressicht sind hier Ertragseinbußen von 3 bis 10 Prozent zu erwarten.

Um diesen Nachteil der Indach-Solarlösung auszugleichen, empfiehlt es sich, moderne Solarmodule (z. B. HJT-Module) mit einem guten Temperaturkoeffizienten (max. 0,36 %/°C) einzusetzen.

Im Sommer erhitzt sich das Hausdach aufgrund starker Sonneneinstrahlung. Ein Teil dieser Hitze wird direkt an das Hausinnere abgegeben und führt zu höheren Temperaturen.

Die Aufdach-Solaranlage dient hier als eine Art Schutzschicht, welche die Temperatur abblockt und Schatten auf die Dachziegel wirft. Dies führt zu einer um ein bis zwei Grad Celsius niedrigeren Innentemperatur, wodurch Stromkosten für die Klimaanlage eingespart werden können. Bei der Indach-Photovoltaik entfällt dieser Vorteil.

Besonderheiten der Indach-Montage

Die Indach-Solarmodule werden direkt mit dem Indach-Montagesystem auf der Verlattung des Dachstuhls mithilfe von Montagebügeln befestigt.

Für einige Indach-Unterkonstruktionen werden Speziallatten bzw. Dachbohlen zur Fixierung vom System benötigt. 

Die Dachintegrität zu erhalten wird eine Unterdeckbahn gegen Kondensat und Feuchte eingesetzt, genau wie beim gewöhnlichen Ziegeldach. 

Montage von Indach-Photovoltaik

Foto: Montage von Indach-Solar

© arres.ch

Andere Hersteller von Indach-Montagesysteme setzen auf ein dünnes Wellblech, das unter den Solarmodulen installiert wird. Mit diesem System können auch Standardmodule verwendet werden, da die Dichtigkeit nicht von der Modulfläche kommt, sondern vom Unterblech. 

Welche Anbieter für Indach-Montagesysteme gibt es?

Es gibt einige seriöse Hersteller und Anbieter für Indach-Montagesysteme: Die bekanntesten sind Ernst Schweizer, Mounting Systems, RENUSOL, Tritec, Arres, S:FLEX, SEN Solare Energiesysteme Nord und BMI (Braas).

Diese Unternehmen bieten hochwertige Lösungen für die Integration von Solarmodulen in Dachkonstruktionen.

Ernst Schweizer AG: Solrif

Das Solrif® Photovoltaik-Indachsystem von Schweizer ist eine zukunftsweisende Lösung, die Solarmodule nahtlos in das Dach integriert und herkömmliche Dachziegel ersetzt. Es bietet eine ästhetisch ansprechende, regensichere, witterungsbeständige und langlebige Lösung, die Solarenergie zu einem vollintegrierten Bestandteil des Gebäudes macht.

Mounting Systems GmbH: Infix

Das Infix Hochkantmontage-System von Mounting Systems ist ein ansehnliches, halb-integriertes Indach-PV-Montagesystem, das leicht montierbar und flexibel anpassbar ist. Es bietet optimale Belüftung, hohe Sicherheit in schneereichen Regionen und ist aus korrosionsbeständigen Materialien wie Aluminium und Edelstahl gefertigt.

RENUSOL: ISSE

Das Renusol ISSE-System bietet eine geschmackvolle Dachintegration der Solaranlage, indem es die Dacheindeckung ersetzt. Mit einfacher Planung (online möglich) und Montage sowie einer reduzierten Anzahl von Komponenten ist das Indach-System für viele Anwendungsbereiche gut geeignet. Die wasserführende Schicht besteht aus vollflächige HDPE-Platten.

Tritec: TRI-ROOF+

Das Indach-Montagesystem TRI-ROOF+ ermöglicht eine ästhetisch ansprechende Integration von PV-Anlagen in Dächer, indem es die Dacheindeckung teilweise oder vollständig ersetzt. Das System bietet ein cleveres Wasserablaufsystem, ist für Wind- und Schneelasten optimiert und ermöglicht eine einfache, schnelle Installation der Solarmodule.

Arres: Indach

Das Arres Indach Photovoltaik-Montagesystem schafft eine stilvolle, homogene Dachfläche und bietet Sicherheit, hohe Fertigungsqualität und Langlebigkeit. Es ist einfach und schnell aufzubauen, erfüllt dieselben Anforderungen an Wasserdichtigkeit wie Dachziegel und lässt sich nahtlos mit Blindmodulen und Dachfenstern kombinieren.

S:FLEX: Indach-System

Das S:FLEX Indach-System bietet eine formschöne und technisch einwandfreie Integration von PV-Modulen in Schrägdächer. Es ist kompatibel mit gängigen Solarmodulen und Dachformen, ermöglicht variable Ausrichtung und Größe des Modulfelds und gewährleistet eine dauerhafte Dachdichtigkeit durch die Montage der Halteklammern direkt an der Dachunterkonstruktion.

SEN Solare Energiesysteme Nord: SOL-50 Indachmontagesystem

Das SOL-50 Indachmontagesystem ist speziell für die PV-Dachintegration auf Schrägdächern entwickelt und ersetzt die herkömmliche Dacheindeckung.

Das System bietet eine regensichere Unterkonstruktion, eine wohlgeformte Optik, gute Hinterlüftung der Solarmodule, korrosionsbeständige Materialien, kontrollierte Kabelaufnahme und Diebstahlschutz, wodurch es Haltbarkeit und geringere Wartungskosten gewährleistet.

BMI: Braas PV Indax

Das Braas Indach-System PV Indax integriert kristalline PV-Module nahtlos in Dächer und erfüllt alle relevanten Anforderungen wie Brandschutz, Regensicherheit und Hinterlüftung. Das System erzeugt umweltfreundlichen Solarstrom und bietet eine ansprechende Optik.

Wie viel kostet eine Indach-Photovoltaikanlage?

Bei der Indach-Montage muss mit etwa 20 Prozent höheren Anschaffungskosten im Vergleich zu Aufdach-Anlagen gerechnet werden. Der Preis der Indach-PV-Anlage liegt damit bei durchschnittlich 1.900 Euro pro kWp, einschließlich der Demontage der alten Dacheindeckung.

Bei einer 10 kWp-Anlage ergeben sich Gesamtkosten von etwa 19.000 Euro. Ein Stromspeicher kostet zusätzlich noch einmal 800 bis 1.200 Euro pro kWh Nennkapazität.

Beim Neubau sind die Preise um bis zu 30 % günstiger, da weniger Material (insbesondere Dachziegel) benötigt wird. Somit kann eine Indach-Anlage unter den richtigen Bedingungen auch kostengünstig realisiert werden. Bei speziellen Wünschen, wie beispielsweise der Volleindeckung, steigen die Preise jedoch deutlich an.

Es ist ebenfalls möglich, die Kosten pro Dachfläche zu betrachten. Die Indach-Photovoltaik kostet 350 bis 550 Euro pro Quadratmeter.

Für wen ist die Indach-PV-Integration geeignet?

Indach-Photovoltaik ist vor allem für Menschen mit hohen ästhetischen Ansprüchen an das Eigenheim geeignet. 

Wenn die PV-Anlage direkt bei der Hausplanung berücksichtigt wird, entstehen bei der Installation der Indach-Anlage keine signifikanten Mehrkosten. Daher eigenen sich Neubauten, sowie Dacherneuerungen besonders gut in finanzieller Hinsicht.


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  1. interessanter Artikel.
    Was mir fehlt ist die Information über die Leistungsfähigkeit/energieefizienz der indachmodule im Vergleich zu Aufdachmodule. Sind es die gleichen Siliziumzellen?
    Ausserdem wie lange hält so ein Dach im Vergleich zur herkömmlichen Dachabseckung und wie tausche ich die Solarzellen aus, wenn die Wirkung nachlässt?

    1. Vielen Dank! Viele Indach-Systeme nutzen tatsächlich ganz normale Solarmodule, dann findet unter den Modulen noch eine spezielle Abdichtung mit Wellblech statt.

      Besondere Indach-Module, wie z.B. für das Solrif-System bekommen vom Hersteller vorher einen anderen Rahmen. An den elektrischen Leistungsdaten ändert sich dagegen nichts. Indach-Module haben die gleiche Effizienz, wie Aufdach-Module.

      Die Lebendauer der Indachanlage liegt bei 30 bis 40 Jahre.

      Alle Informationen sind jetzt auch im Text zu finden.

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